Elektrisches Italien-Feeling: Fiat 500e im Test

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Fiat 500, Mini Cooper, Smart Fortwo und der Volkswagen Polo, sie alle zählen im Kleinwagen-Segment zu den Kultautos. Aber wie schlagen sich die Klassiker, wenn sie vollelektrisch fahren? Wir haben den Fiat 500 Elektro 3+1 getestet und verraten es dir. 
Elektrisches Italien-Feeling: Fiat 500e im Test

Elektrisches Italien-Feeling: Fiat 500e im Test

Ende der 1950er Jahre stellt Fiat den Nachfolger des Topolinos vor, den Fiat 500. Ein kleiner, praktischer und wendiger italienischer Flitzer mit einem abgerundeten Design und einem 17,5-PS-starken Motor. Im Laufe der Jahre ist nicht nur das Auto größer geworden, sondern auch der Motor. Jedoch bleibt er seinem ursprünglichen Design, so gut es geht, treu. Nach über 60 Jahren, im Jahr 2020, zeigt sich der erste rein elektrische 500er der Welt. Mittlerweile gibt es den kleinen italienischen Stadtflitzer in insgesamt drei Varianten und wir haben zwei Wochen lang einen von ihnen getestet, den Fiat 500e 3+1. 

Fiat 500e 3+1: Das hat er drauf

Bei genau 150 km/h ist Schluss, denn hier ist der Fiat 500e 3+1 abgeriegelt. Über den Vorderradantrieb lässt er sich innerhalb von rund neun Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h beschleunigen. Zwar kann sein Bruder, der Fiat 500e Abarth, dies deutlich schneller, jedoch sollte man nicht vergessen, dass es sich hierbei um einen E-Pkw der Fahrzeugklasse Kleinstwagen handelt. Trotzdem hat der Antrieb mit der im Unterboden verbauten 42 kWh großen Batterie ganze 118 PS zu bieten und leistet ein maximales Drehmoment von 220 Nm. 

Schon jetzt ist die komplette Modellbezeichnung des Fiats häufiger in unserem Testbericht aufgetaucht, aber was hat denn nun das "3+1" eigentlich zu bedeuten? Den Fiat 500e gibt es in drei verschiedenen Bauarten: Limousine, Cabrio und 3+1. Ursprünglich hat der Fiat nur drei Türen, doch dank der "3+1"-Variante kommt eine weitere hinzu. Sie befindet sich auf der Seite des Beifahrers. Aber wie wird die Tür geöffnet und was für Vorteil bringt die skurrile Bauform mit sich? Die Türen am Fiat sind nicht auffällig designt. Dies liegt an den Türgriffen, denn um die eigentlichen Türen zu öffnen, muss die Hand fast schon in die Außenhaut des Fahrzeugs hineingreifen. 

Die Türgriffe sind beim Fiat nahezu unsichtbar verbaut.

Auf der Beifahrerseite lassen sich gleich zwei Türen in entgegengesetzten Richtungen öffnen. Somit ist die B-Säule mobil. Dadurch soll der Einstieg hinten erleichtert werden. Sind wir aber jetzt mal ehrlich, wer will schon in einem Fiat 500e auf der Rückbank sitzen, denn das Platzangebot auf der Rückbank ist nahezu nicht vorhanden. Kein Wunder, denn auch wenn der Fiat eine zusätzliche Tür verbaut hat, unterscheidet er sich von den Maßen nicht von den anderen Varianten. Trotzdem wird man beim Herantreten ans Auto von einem nostalgischen Gefühl überflutet. Auch wenn die heutige Variante mit den ursprünglichen Maßen nicht zu vergleichen ist, hat die kleine Knutschkugel ihren Charme nicht verloren. Im Interieur und auch am Exterieur ist es den Designern gelungen, das klassische Erscheinungsbild zu erhalten. 

Die Türen auf der Beifahrerseite öffnen sich in entgegengesetzte Richtungen.

Nimmt man im elektrischen Fiat 500 auf dem Fahrersitz Platz, wird man von einem modernen und aufgeräumten Armaturenbrett begrüßt. Dem Fahrer wird ein zwei Speichen Lenkrad zur Verfügung gestellt, an dem auch Knöpfe für verschiedene Assistenzsysteme und weitere Funktionen platziert sind. Hierzu zählen: Geschwindigkeitsbegrenzer, Steuerung der Freisprechanlage und viele mehr. Einen analogen Tacho wirst du hier nicht finden, denn es gibt ein virtuelles Cockpit, welches du an dich anpassen und beispielsweise aus verschiedenen Layouts wählen kannst. Diese sind: Tacho, Navigation, Musik und viele mehr. 

Auch im Innenraum ist die Lackierung des Fiat 500e wiederzufinden.

Kommen wir nun zur Mittelkonsole. Hier befindet sich nicht nur die elektronische Parkbremse, der Fahrmodi-Schalter, Lautstärken-Regler und eine mit Stoff bezogenen Armlehne, sondern auch ein kleiner Stauraum. Doch dessen Plastik-Verdeckung rollt zurück, sobald man die Tür schließt oder beschleunigt. Die mit ebenfalls Stoff bezogenen Sitze sind mit dem neuen Fiat-Logo versehen und haben bereits beim ersten Anblick ein gemütliches Auftreten, was besonders auf etwas längeren Fahrten von Vorteil ist. Ein komfortables Reisemobil wird der Fiat 500 damit trotzdem nicht. An drei Hebeln können sie jedoch manuell verstellt werden. Auch wenn auf der Rückbank der Platz für zwei kleine Erwachsene oder zwei Kinder ausreicht, bietet auch diese einen überraschend guten Sitzkomfort. 

Die Sitze sind auch mit dem Fiat-Logo versehen.

Um die Türen von innen zu öffnen, musst du auf den kleinen, runden Knopf drücken, der neben dem Türgriff platziert ist. Im Notfall kann die Fahrer- und Beifahrertür manuell geöffnet werden. Der Hebel befindet sich in den Seitenfächern. Die zusätzliche Tür kannst du nur manuell öffnen. Der Kofferraum des 500e hat ein Volumen von 185 Litern. Mit umgeklappter Rücksitzbank steigt es auf 380 Liter. 

Der Kofferraum des Fiat 500e 3+1 hat ein Volumen von 185 Litern.

Fiat 500e: Wie schlägt sich der E-Flitzer in der Stadt?

Tür aufschließen und Platz nehmen. Im nächsten Schritt drückst du den Startknopf, der dann ein kurzes Musikstück vorspielt, welches an einen vorbeifahrenden Eiswagen erinnert. Unterhalb der induktiven Ladefläche für dein Smartphone wählst du dann noch den Gang aus. Einmal "Drive" gedrückt und schon kann die Fahrt beginnen.

Im Stadtverkehr schlägt sich der Fiat 500e gut, denn mit seinen knackigen 118 PS kommt er schnell auf das 50 km/h. Dank seiner zurückhaltenden Maße, einer Länge von 3,63 Meter und einer Breite von 1,68 Meter, findet man auch in der Kölner Innenstadt schnell einen Parkplatz. Das Ein- und Ausparken wird durch eine Einparkhilfe und eine Rückfahrkamera erleichtert.

Besonders in der Stadt ist die City-Lenkung von Vorteil, denn das ständige, nervige und anstrengende Kurbeln nimmt dadurch ein Ende. Schlaglöcher sind für den Fiat kein Gegner. Die Federung ist weich und bügelt alles weg, obwohl sie das mit einer hörbaren Geräuschkulisse quittiert.

Um den Fiat 500e an der öffentlichen Ladestation zu laden, musst du zuerst das Ladekabel mit den Typ-2-Steckern finden. Öffnet man die Motorhaube, trifft man auf eine kleine Plastik-Wanne, in der sich das Ladekabel befindet. Somit klaut es keinen unnötigen Stauraum im Innen- oder Kofferraum. Das dafür erforderliche Vorgehen erinnert an das Öffnen des Kofferraums eines Porsche 911er. 

Vollelektrischer Kleinwagen kann auch Langstrecke

Du kannst aus insgesamt drei Fahrmodi auswählen: Normal, Sherpa und Range. Im Stadtverkehr lohnt es sich, im Normal-Modus zu fahren. "Sherpa" und "Range" haben eine starke Rekuperation und diese kann schnell nerven, da das Fahrzeug, sobald du das Gaspedal loslässt, zum völligen Stillstand kommt. Viele Autofahrer mögen jedoch dieses Ein-Pedal-Fahren, weil es sehr komfortabel ist. Im Sherpa-Modus wird die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt, um Energie zu sparen.

Für lange Fahrten oder auch für Autobahnstrecken lohnt es sich, im Range-Modus zu fahren. Während wir den Fiat 500e 3+1 getestet haben, sind wir von Rüsselsheim am Main bis nach Brühl in die Redaktion gefahren und der Fiat hat uns überrascht. Auf der rund 200 Kilometer langen Strecke mussten wir insgesamt dreimal an einer Schnellladestation anhalten. Die kurzen Päuschen haben die Fahrt um jeweils 20 Minuten verlängert. 

Bei 120 km/h und auch 130 km/h liegt der Fiat noch immer gut auf der Straße. Aber auf einer langen Strecke kann das durchgehende Festhalten vom Lenkrad und die Betätigung des Gas- sowie Bremspedals anstrengend sein. Bereits per Knopfdruck kannst du das im Handumdrehen ändern. Fiat hat im 500e das autonome Fahren Level zwei möglich gemacht. Dieses Paket voller Assistenzsysteme nennt der Hersteller "Fiat Co-Driver" und kostet einen Aufpreis von 1.800 Euro. Der Co-Driver bringt den Abstandstempomaten und Stauassistenten zusammen. Sobald der E-Pkw ein Tempolimit erkennt, kannst du es per Knopfdruck einfach übernehmen. 

Aber der Co-Driver macht gerne mal den einen oder anderen Fehler. Er kann nicht jede Kurve nehmen, ist im Stau manchmal überfordert und der Lenkassistent verliert den Überblick, auch wenn es eine klare Markierung gibt. Ganz vertrauen kann man dem Assistenzpaket also nicht. Bei Geschwindigkeiten bis 130 km/h fühlt man sich im Fiat sicher. Erhöht man die Geschwindigkeit um lediglich fünf bis zehn km/h wird die weiche und leichte Lenkung zu einem Manko. Das kann ein Gefühl von Unsicherheit hervorrufen.

Wie viel kostet der Fiat 500e?

Den Fiat 500e gibt es in drei Bauformen. Die Limousine hat einen Startpreis von 29.490 Euro. Das Cabrio kostet 32.490 Euro und der 3+1 fängt bei 30.490 Euro an. Du kannst aus insgesamt sechs verschiedenen Lackierungen wählen: Rose Gold, Himmelblau, Gelb, Arktis Weiß, Onyx Schwarz und Rot. 

Fazit zum Fiat 500e 3+1 

Im Großen und Ganzen ist der Fiat 500e nicht nur eine Neuinterpretation des Klassikers. Er ist nicht mit den Verbrenner-Modellen und seinen Vorgängern zu vergleichen. Er ist aber weiterhin ein Kleinstwagen, der nicht nur für den Stadtverkehr gebaut wurde. Jedoch bringt der Fiat 500e 3+1 einige Mängel mit sich. Im Innenraum ist viel Plastik verbaut, das Display reagiert nicht immer schnell genug und bleibt hängen. Ab einer bestimmten Geschwindigkeit kann man sich unwohl fühlen und viele Straßengeräusche treten in den Innenraum ein. Trotz dessen macht es Spaß, ihn zu fahren. 

Fiat 500e 3+1

Vorteile des Fiat 500e 3+1

  • Klein und wendig
  • Einparkhilfe und Rückfahrkamera
  • Für einen Kleinstwagen viel Stauraum
  • Leichte Lenkung und weiche Federung

Nachteile des Fiat 500e 3+1

  • Beschränkte Sicht nach hinten
  • Sehr breite C-Säule stört beim Schulterblick
  • Bein- und Kopffreiheit auf der Rückbank

Hinweis: Der Testwagen des Fiat 500e 3+1 wurde unserer Redaktion für zwei Wochen kostenlos von der Stellantis Deutschland GmbH zur Verfügung gestellt.

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